Forschungsprojekt: Reales Leben. von missfortheworld (Kreatives Chaos inklusive.) ================================================================================ Kapitel 12: Hospital -------------------- C H A P T E R – T W E L V E „Sanji!“ Sichtlich besorgt ließ der Blondschopf von den Entwürfen seiner neuen Rezepte ab und stürzte aus seinem Zimmer, um dem verzweifelten Schrei seiner Mitbewohnerin zu folgen, die indes mit zittrigen Händen versuchte, den Reißverschluss ihrer Lederjacke zu schließen. Fragend musterte er sie und stellte dabei fest, dass ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war, was durch den Kontrast ihrer grellen und leuchtenden Haarpracht besonders deutlich wurde. Mit panisch geweiteten und leicht glänzenden Augen erwiderte sie seinen ratlosen Blick, sodass er unwillkürlich ein paar Schritte auf sie zu stolperte. Zwar war er gewöhnlich immer für einen guten Kommentar zu haben, aber in jenem Augenblick wusste er genau, dass die Situation ernst war. Die Orangehaarige konnte ihm jedoch keine angemessene Erklärung liefern, da die Befürchtung, beim Öffnen ihres Mundes endgültig den Tränen zu erliegen, einfach zu groß war. Stattdessen klärte ihn Zorro auf, der im Hintergrund sichtlich Probleme mit seinen Schnürsenkeln hatte. „Ace. Unfall.“ Er war nicht mehr dazu in der Lage einen vernünftigen Satz zu formulieren, weshalb er sich auf das Wesentliche beschränkte, um seine zittrige Stimme zu verbergen. Selbst aufgrund der wenigen Worte musste Sanji augenblicklich heftig schlucken. Diese unschöne Nachricht erschütterte ihn zutiefst, weshalb er sich kurzzeitig an der Wand abstützen musste. Die meiste Zeit war er zu stolz, um zuzugeben, dass ihm seine beiden Mitbewohner sehr am Herzen lagen. In Ausnahmesituationen wie diesen machte er sich keine Mühe, seine Emotionen zu verbergen. „Ich ruf uns ein Taxi!“, meinte er nach einer Weile gefasst und um Ruhe bemüht, auch wenn er kurzzeitig Probleme damit hatte, die richtigen Tasten auf seinem Handy zu drücken. Nach dem getanen Anruf stürzten die drei Freunde hastig das Treppenhaus hinab und dachten dabei gar nicht erst daran, was alles passieren könnte, wenn man fünf Stufen auf einmal übersprang. Unten angekommen rangen sie allesamt nach Luft und warteten anschließend vor dem Gebäude auf das bestellte Fahrzeug. Gewöhnlich griffen die Bewohner auf öffentliche Verkehrsmittel zurück, aber U- und S-Bahn waren zu Zeiten des Feierabendverkehrs leider vollkommen überfüllt und deshalb kaum betretbar. Der kontaktierte Taxifahrer Lysop war bereits ein alter Bekannter von ihnen und kutschierte sie häufig nach einer ausgiebigen Partynacht zurück zu ihrer Wohnung. Heute ließ er zum Glück nicht lange auf sich warten, da er sich zufällig in der Gegend befand. Da sich der Verkehr auf den Straßen allerdings nicht einfach so in Luft auflöste, war es eine wahre Tortur, bis das Taxi endlich die vielen Kilometer bis zum VCU Health System-Hospital zurücklegen konnte. Darüber hinaus schien es den drei Freunden nicht schnell genug zu gehen, weshalb jeder Kontakt mit dem Bremspedal lautstark kritisiert wurde. Man verfluchte Ampeln, freche Fußgänger und jegliches Fahrzeug, das in ihr Blickfeld rückte. Als man schließlich endgültig die Geduld verlor, meldete sich der Grünhaarigen genervt zu Wort: „Verdammt, du lahme Ente! Gib‘ endlich Gas oder ich schieb‘ dir den Schalthebel in den Arsch!“, brüllte Zorro aufgebracht aus zweiter Reihe, sodass kurzzeitig ein erschrockener Ruck durch den Körper des Schwarzhaarigen ging. Er war unglücklicherweise von Natur aus ein ziemlich ängstlicher und nervöser Typ, weshalb er sich nur ungerne anschreien oder gar einschüchtern ließ. Vor allem Typen wie der Grünhaarige, die nur so vor Männlichkeit und Stärke strotzten, jagten ihm immerzu Angst und Schrecken ein. Nur mühsam konnte er sich daher zu einer Erwiderung durchringen: „R-Ruhe auf den billigen Sitzplätzen! E-Eure Drohungen wirken bei mir überhaupt nicht!“ Und ob sie das taten. Zu behaupten, dass er sich am liebsten rigoros in die Hose machen würde, wäre wirklich keine Übertreibung gewesen. Unwillkürlich beschleunigte der Taxifahrer demnach sein Gefährt, sodass er wohl jede mögliche Geschwindigkeitsbegrenzung weit in den Schatten stellen würde. Mit quietschenden Reifen schoss er um die Kurven, sodass sich Nami instinktiv an Zorro krallen musste, um ein klein wenig Halt zu gewinnen und nicht aus dem Auto geschleudert zu werden. Jener drückte intuitiv ihre Hand, während er besorgt aus dem Fenster starrte und inständig hoffte, dass sein Kumpel in Ordnung war… Als das Krankenhaus nach einer guten halben Stunde endlich im Blickfeld der drei Freunde erschien, hatte die Orangehaarige das unangenehme Gefühl, sich aufgrund ihres nervösen Magens und der Höllenfahrt durch die Stadt jeden Augenblick übergeben zu müssen. Hastig drückte sie Lysop beim Anhalten ein paar Scheine in die Hand, ehe sie auch schon allesamt aus dem Wagen stürzten und zur Eingangshalle sprinteten. Nachdem sie sich schließlich bei der unfreundlichen Empfangsdame nach der Zimmernummer und dem Weg erkundigt hatten, stürzten sie so hektisch durch die Gänge und Flure, dass ein Rollstuhlfahrer beinahe wieder den Rückweg in den Operationssaal antreten musste. Erst als der anvisierte Raum nach dem kleinen Dauerlauf erreicht wurde, holten sie allesamt tief Luft, ehe man sich dazu in der Lage fühlte, vorsichtig die Tür zu öffnen. Beinahe gleichzeitig stolperten die drei Freunde durch den engen Türrahmen, der ihnen kleine Schürfwunden an den Oberarmen verpasste. Sogleich nahmen sie das sterile Zimmer genauer in Augenschein, bis man schließlich den Patienten auf seinem Bettchen entdeckte. Augenblicklich weiteten sich ihrer aller Augen schockiert und überrascht. „Hey Leute! Was geht ab?“ Der Schwarzhaarige saß aufrecht in seinem Bett und begrüßte sie mit erhobener Hand quietschfidel, ehe er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Joghurt in seinen Armen richtete und so tat, als ob es in jener Situation absolut selbstverständlich wäre. Da er zu sehr auf sein Dessert fixiert war, bemerkte er die ungläubigen und jähzornigen Blicke seiner Mitbewohner vorerst nicht. Diese Art von Empfang hatte keiner von ihnen erwartet. Vielmehr hatte man mit Schläuchen und Maschinen, viel Blut und Medikamenten gerechnet. „Was geht ab? Hast du sie noch alle? Wir dachten, dass du uns hier elendig abkratzt und du begrüßt uns mit einem einfachen was geht ab?!“, keifte Zorro aufgebracht und bereute es zutiefst, sich auch für nur wenige Sekunden Sorgen um den Kerl gemacht zu haben. Das war ja wieder einmal typisch! „Was nicht ist, kann ja noch werden!“, zischte Sanji indes im Hintergrund sichtlich angesäuert, während er die Knöchel bedrohlich knacken ließ. Seine Stimme klang wirklich äußerst bedrohlich, was selbst Ace nicht verborgen blieb. Ein kalter Schauer fegte demnach über seinen Rücken, was ihn dazu veranlasste, heftig zu schlucken und kurzzeitig von seinem leckeren Joghurt abzulassen. Bevor der Blonde seine Drohung wahrmachen konnte, spazierte Law in seinem weißen Kittel durch die Tür und blätterte dabei in einer Krankenakte, ohne Notiz von den Anwesenden zu machen. „Du! Hast du nicht gesagt, dass er einen Unfall hatte?“, bluffte Zorro den Arzt sogleich an, der daraufhin gelassen das Brett zur Seite legte und sie allesamt gelangweilt musterte. „Hatte er auch. Arbeitsunfall sozusagen. Platzwunde und leichte Gehirnerschütterung. Er befand sich in seiner Werkstatt unter einem angehobenen Wagen, als sich auf angemessener Höhe die Stoßstange löste und mit seinem enorm großen Schädel kollidierte. Möglicherweise hat dieser Schlag die wenigen noch vorhandenen Gehirnzellen in seiner Birne endgültig vernichtet“, erklärte der Arzt mit monotoner Stimmlage. Als hätte er es mit seiner letzten Aussage geahnt, klappte der Kopf des Schwarzhaarigen in jenem Moment abrupt nach vorne in seinen Joghurt, sodass dessen Inhalt munter durch die Gegend katapultiert wurde. Alle Anwesenden bedachten die Szene mit hochgezogener Augenbraue, ehe Law beeindruckt zu klatschen begann. „Jap. Er enttäuscht mich in dieser Hinsicht wirklich nie.“ „Oh mein Gott! Ist er jetzt tot?“, kreischte Nami letztlich entsetzt, als sich das kleine Häufchen Elend auch nach einer geschlagenen Weile immer noch nicht regte. „Er ist Narkoleptikter du dumme Nuss! Sag bloß, dass dir das nach all der langen Zeit noch nicht aufgefallen ist?!“, entgegnete ihr Zorro daraufhin ungläubig, was sie leicht nachdenklich werden ließ. Es würde immerhin erklären, wieso der Schwarzhaarige so häufig den Ausstieg aus der U-Bahn verpasste. Oder wieso er teilweise über zwei Stunden auf der Toilette verbrachte. „Moment! Eine Stoßstange? Und dann hat er sich nur eine Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen?!“, fragte die junge Frau nach einer Weile ungläubig, als sie sich die Informationen des Arztes genauer durch den Kopf gehen ließ und feststellte, dass sich der Schaden unerwartet in Grenzen ließ. Law wusste vorerst nicht, was er gegen ihren entgeisterten Blick unternehmen sollte. „Verzeihung, Milady. Was schwebt Ihnen denn im Sinne? Eine Schädel-Hirn-Fraktur? Soll ich ihm noch schnell eine Lampe über seinen überdimensionalen Kopf ziehen?“, erwiderte er nach reiflicher Überlegung sarkastisch und mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen, das seine Wirkung nicht verfehlte. Augenblicklich schlich sich ein knalliger Rotton auf ihre Wangen. „So war das nicht gemeint! Ich war eben nur kurz überrascht, dass er so unendlich viel Glück hatte!“, murmelte die Orangehaarige leicht beschämt und senkte dabei aufgrund ihrer Verlegenheit intuitiv den Blick. Insgeheim schickte sie ein Stoßgebet Richtung Himmel, um Gott dafür zu danken, dass ihr Freund weitestgehend glimpflich davongekommen war. Entweder der Kerl hatte einen verdammt guten Schutzengel oder einfach nur wahnsinnig großes Glück! „Süße, Ace war schon immer hart im Nehmen gewesen. Scheinbar hat man ihm in seiner Kindheit eine große Ration Glück in den Arsch geschoben! Du musst dir also keine Sorgen machen!“, meinte der Schwarzhaarige sanft und klopfte ihr dazu aufmunternd auf die Schulter. Das Gesprächsthema der beiden erwachte in jenem Moment aus seinem Sekundenschlaf und starrte sie allesamt mit verwirrter Miene an, ehe er sich die klebrige Masse aus dem Gesicht wischte und Ausschau nach einem neuen Joghurt hielt, was von den Umstehenden seufzend belächelt wurde. „Marco!“, schrie Ace plötzlich hellauf begeistert, weshalb alle Anwesenden den Blick zur Tür richteten. Law und Zorro tauschten augenblicklich gepeinigte und gequälte Blicke aus, als sie den Blondschopf erblickten, der ihnen ein breites Lächeln schenkte und dem Patienten einen Korb Süßigkeiten überreichte, den jener dankend annahm und sogleich schlachtete. „Und plötzlich habe ich das Bedürfnis nach einer gewaltigen Portion Infusion, die mich komplett aus dem Leben schießt!“, murmelte der Grünhaarige indes deutlich hörbar, weshalb ihm Nami einen empörten Stoß in die Rippen versetzte. Sich den schmerzenden Punkt reibend ließ er mit einem lauten Schnauben verlauten, dass ihm die Situation ganz und gar nicht behagte. Er und Marco waren immerhin nicht gerade dicke Freunde. „Ach, habt ihr das mit eurer Knutscherei eigentlich geklärt?“, warf Ace plötzlich aus heiterem Himmel in den Raum, sodass alle Anwesenden für einen kurzen Augenblick das Gefühl hatten, die Motten im Bett des Patienten hören zu können. Nami kämpfte augenblicklich gegen eine unglaubliche Hitze in ihrem Gesicht an, während sie sich insgeheim fragte wie der Schwarzhaarige nur so direkt sein konnte. Zorro, der vollkommen unvorbereitet war, wich den neugierigen Blicken der Umstehenden aus und verfiel kurzzeitig in ein sehr unmännliches Stottern, das ihm wohl auf ewig nachhängen würde. „Ich muss mal!“, entschuldigte er sich deshalb hastig und verließ daraufhin den Raum, ohne die finsteren Blicke einer bestimmten Person zu bemerken… +++ +++ +++ Nachdem er die Toilette endlich gefunden und dort sein Geschäft erledigt hatte, hatte Zorro keine Ahnung, aus welcher Richtung er gekommen war, weshalb er ziellos durch die Gänge wanderte. Er ging nur wenige Schritte, ehe er bemerkte, dass er verfolgt wurde. „Du Mistkerl hast sie angefallen?“, zischte Marco bedrohlich, sobald er in der Reichweite des Grünhaarigen war. Jener drehte sich gelassen zu ihm um und musterte ihn abschätzig, ehe sich seine Miene sichtlich verfinsterte und er dazu die Arme vor der Brust verschenkte. „Wie bitte, was habe ich? Du hast sie ja nicht mehr alle! Ich habe sie nicht dazu gezwungen, falls du das damit andeuten möchtest!“, entgegnete er dem Blonden angesäuert, während er sich gedanklich daran erinnerte, sich nicht von jenem Kerl provozieren zu lassen, sondern stattdessen Ruhe zu bewahren. „Ach? Sie ist aber nicht der Typ von Mensch, der so jemanden wie dich küssen würde!“, warf ihm sein Gegenüber rigoros an den Kopf, womit sich Zorros Vorhaben, Provokationen zu ignorieren gänzlich in Luft auflöste. „Wo liegt bitte dein Problem?“, fragte er demnach genervt, da er die Situation mittlerweile mehr als nur lächerlich fand und das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. „Mein Problem steht vor mir! Findest du es nicht auch komisch, dass in deiner Gegenwart immer alle Frauen zu Flittchen werden?!“, keifte Marco zornig, ohne sich Gedanken über die Wahl seiner Worte zu machen. Ein entsetzter und jähzorniger Blick hatte mittlerweile auf dem Gesicht des Grünhaarigen Platz gefunden. Für einen kurzen Augenblick herrschte klägliche Stille im Krankenhausflur, ehe sich eine kleine piepsige und gar nicht begeistert klingende Stimme zu Wort meldete: „Hast du mich gerade Flittchen genannt?“ Schockiert richteten sie ihren Blick auf Nami, die ihnen gefolgt war, da sie gewusst hatte, dass man die beiden nicht alleine lassen konnte. Sich bewusst werdend, dass ihm gerade etwas entwischt war, dass er besser nicht vor Publikum hätte sagen sollen, verfiel Marco kurzzeitig in ein äußerst nervöses Stottern. Noch bevor er jedoch eine lächerliche Ausrede an den Start bringen konnte, wurde er abrupt und heftig von den Füßen gerissen, während ein schaurig klingendes Knacken ertönte, was dafür sorgte, dass die Orangehaarige die Augen schloss und die Hand vor den Mund presste. Als er sich nach kurzer Orientierungslosigkeit wieder rücklings auf dem Fußboden wiederfand und den ungeheuren Schmerz in seiner Gesichtsmitte realisierte, stöhnte er gequält auf. Unbeholfen fasste er sich an die Nase, die komisch gekrümmt wirkte und munter mit Blut um sich spritzte. Ungläubig richtete er seinen Blick nach oben und erblickte sogleich Zorro, der ihm gerade ohne zu Zögern zweifellos die Nase gebrochen hatte. „Das wollte ich schon ewig tun!“, tönte jener schadenfroh, ehe er von ihm abließ und auf die junge Frau zuschritt, die die Szene unverhofft beobachtet hatte. „Sorry, Süße! Ich weiß, dass er ein guter Freund von dir ist, aber diese Beleidung hat das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht!“, erklärte ihr Mitbewohner sein Tun und Handeln. Noch bevor sie ihm jedoch antworten konnte, wurde er unerwartet von den Füßen gerissen. Da es binnen der geringen Geschwindigkeit unmöglich war zu reagieren, musste er darüber hinaus einen gewaltigen Schlag gegen seine Wange einstecken. Da ihn dieser hinterhältige Bastard zu Boden gerungen hatte und er nun keine Chance hatte zu entkommen, musste er einige weitere Schläge gegen seine Stirn einstecken, während Nami im Hintergrund panisch zu kreischen begann und versuchte, Marco von ihrem Mitbewohner zu zerren. Glücklicherweise war Sanji dem Tumult gefolgt, sodass er nun einschreiten konnte. „Hey! Aufhören!“, brüllte er herrisch und nahm den Blondschopf sogleich in den Würgegriff, um ihn von seinem Kumpel fernzuhalten. Jener rappelte sich keuchend auf und wischte sich wie in Trance das Blut von seiner aufgeplatzten Stirn. Er war kurz davor, sich auf den Blondschopf zu werfen, wäre Nami nicht im letzten Moment vor seine Füße gesprungen. „Zorro!“ Eindringlich und mit dennoch sanftem Ton redete die Orangehaarige auf ihren Mitbewohner ein, da ihm deutlich anzumerken war, dass er kurz vor einer extrem gewaltigen Explosion stand. Zorro war in der Tat so unglaublich wütend, dass er kaum die Kontrolle über seinen Körper und dessen Handlungen wahren konnte. Nur zu gerne würde er dem Blonden an Ort und Stelle den Kopf abschlagen und ihn anschließend von einer Brücke katapultieren, um sich endlich die langersehnte Genugtuung zu verschaffen. Mühsam zwang er sich jedoch stattdessen dazu, der jungen Frau seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen, was ihm die erhoffte Ablenkung einbringen sollte. Tatsächlich fühlte er sich beim Anblick ihrer schokoladenfarbenen Augen ein klein wenig besänftigt, was jedoch nicht hieß, dass er dem Blondschopf so einfach verzeihen würde. Sein Körper bebte vielmehr unter Anspannung und seine zur Faust geballten Hände sehnten sich förmlich nach dem Gesicht seines Gegners. „Zorro!“, flüsterte die junge Frau ein weiteres Mal leise, während sie dem Angesprochenen zaghaft über die Wange strich und mit der anderen Hand nach dem Saum seines Shirts griff, um ihn im Fall der Fälle zurückhalten zu können. Tief durchatmend schloss der Grünhaarige die Augen, um die röchelnden Geräusche des Blondschopfes auszublenden, die ihn aus unerfindlichen Gründen provozierten. Sanji schien zwischenzeitlich Probleme damit zu haben, den aggressiven Mann trotz Würgegriff im Zaum zu halten. „IHR PENNER!“ Ein aufgebrachter Schrei ließ sie allesamt herumfahren und für einen kleinen Augenblick vergessen, dass Marco ein ziemlich großes Arschloch war. Irritiert beobachten die Anwesenden die sich nähernde Silhouette einer bekannten Person, die dem Tumult gefolgt war. Law zitterte vor Zorn, während er forschen Schrittes auf die Gruppe zumarschierte und dabei bedrohlich mit den Zähnen knirschte. „Ich HASSE Prügelleien in meinem Flügel! Es ist schlimm genug, dass mich einer von euch Vollidioten bisher auf Trab gehalten hat. Und ihr erwartet jetzt, dass ich mich tatsächlich um drei von eurer Sorte kümmere?! Ihr könnt mich alle am Sack kratzen!“, brüllte er aufgebracht, während er sie allesamt mit Todesblicken strafte. Eine ziemlich furchteinflößende Frau steuerte indes ebenso auf sie zu und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass sie dem Schwarzhaarigen unter die Arme greifen würde. Dr. Kuleha war Oberärztin im Ostflügel und zerrte Marco wortwörtlich an den Ohren in diese Richtung, während sich Law regelrecht auf Zorro stürzte und ihn in ein naheliegendes Behandlungszimmer zerrte, um die Platzwunde zu versorgen. Nami und Sanji tauschten indes verdutzte und eingeschüchterte Blicke aus. „Der Kerl wollte es nicht anders!“, versuchte sich der Grünhaarige augenblicklich leise zu verteidigen, ehe er auch schon rigoros auf einen Stuhl geschubst wurde. „Halt die Klappe! Nur weil er es verdient hatte, hast du nicht das Recht, meinen sterilen Boden mit eurem Blut zu besudeln!“, keifte der Schwarzhaarige streng und spritze zur Bestrafung extra viel Desinfektionsmittel auf Zorros Wunde, sodass es besonders intensiv brannte. „Sorry, Traf!“, presste der Grünhaarige reuevoll hervor und erhoffte sich damit insgeheim eine weitaus weniger unsanfte Behandlung. In der Tat verzichtete Law fortan auf jegliche Strafen und plötzlich breitete sich sogar ein amüsiertes und anerkennendes Grinsen in seinem Gesicht aus. „Aber Respekt Alter, du hast dein Revier wirklich deutlich markiert!“ +++ +++ +++ „Ich glaub das einfach nicht! Könntest du vielleicht etwas langsamer fahren? Siehst du nicht, dass wir hier einen Patienten unter uns haben?“, brüllte Zorro den erneut kontaktierten Taxifahrer lautstark an, um ihm einzubläuen, dass ihm definitiv das richtige Feingefühl für sein Auto fehlte. Schließlich musste sich der arme Ace bei jedem Schlagloch und jeder Bremsattacke an die vor Schmerz pochende Stirn fassen. „K-Könntest du dich vielleicht einmal entscheiden?!“, entgegnete ihm Lysop sichtlich angesäuert, da er sich noch ziemlich genau an die Hinfahrt beziehungsweise Hetzjagd erinnern konnte. Nichtsdestotrotz verringerte er die Geschwindigkeit, um dem Wunsch seines Kunden gerecht zu werden und dem heftigen Schlag in seinen Nacken zu entgehen, der ihm drohte. Als man das Appartement endlich erreichte und der actionreiche Tag damit glücklicherweise sein Ende fand, kehrte die Gruppe geschlossen zurück in die Wohnung, um sich ein klein wenig von den Strapazen der letzten Stunden erholen zu können. Was aus Marco wurde und ob er die Behandlung von Dr. Kuleha überhaupt überlebt hatte, wusste niemand. Zorro war das ohnehin ziemlich egal. Das dicke Pflaster an seiner Stirn erinnerte ihn wieder einmal daran, dass er diesen Widerling verabscheute und dass Hass auf den ersten Blick definitiv. existierte. „Puh. Das war wirklich knapp. So eine Sache ist mir wirklich noch nie passiert!“, seufzte Ace augenblicklich theatralisch, nachdem er sich ausgelaugt auf der Couch niedergelassen und der Playstation einen sehnsüchtigen Blick zugeworfen hatte. Die Vorstellung, dass er drei volle Tage auf Fifa, Mario Kart und Call of Duty verzichten sollte, behagte ihm überhaupt nicht. „Du bist neulich im Stehen gestolpert!?“, erwiderte Sanji indes forsch, um den Schwarzhaarigen darauf aufmerksam zu machen, dass ihm Dinge dieser Art eigentlich beinahe andauernd passierten. Klarer Fall von Understatement also! Der Angesprochene ignorierte die Worte des Blonden jedoch bewusst und klammerte sich stattdessen an einen erheiternden Gedanken, der sich zwischenzeitlich in seinem Kopf breit gemacht hatte. „Leute, ich berufe mich auf Artikel 4 unserer Mitbewohnervereinbarung!“ Den beiden Jungs entwich augenblicklich ein lautes und gepeinigtes Seufzen. Gewöhnlich griff der Schwarzhaarige immerzu auf eben jenes Dokument zurück, um sie beide in den Wahnsinn zu treiben. „Wir haben eine Mitbewohnervereinbarung?“, warf Nami neugierig ein. Es überraschte sie zutiefst, dass sie nichts davon wusste, obwohl sie nun doch bereits eine geraume Zeit hier lebte. „Nicht wir, sondern Ace!”, antwortete ihr Sanji seufzend, um sie darauf hinzuweisen, dass jene Vereinbarung eine teuflische Ausgeburt dessen blühender Fantasie war und ohne Absprache mit ihm und Zorro getroffen wurde. „Gemäß Artikel 4 muss man einen kranken Bewohner stets ohne Einwände umsorgen und ihm jeglichen Wunsch von den Augen ablesen!“, warf der Schwarzhaarige voller Begeisterung in den Raum. Seine Miene hatte sich im Laufe der letzten Minuten sichtlich aufgehellt, was augenblicklich Unbehagen bei seinen Kumpels auslöste. Sie kannten Ace zu gut, um zu wissen, dass seine extravaganten Wünsche bei ihnen wohl kaum auf Begeisterung stoßen würden. „Ich brauche einen Schluck Wodka!“, meinte Zorro demnach geschafft, ehe er niedergeschlagen in die Küche schlurfte und dort die Schränke nach Alkohol durchforstete. Der Tag war ihm definitiv zu anstrengend und nervenaufreibend gewesen und oh, er hatte da ein ganz ungutes Gefühl, wenn er an Ace‘ Vorstellung von Spaß dachte. In dieser Hinsicht hatte er immerhin sehr sonderbare Wünsche. „Wenn ich wieder fit bin, will ich unbedingt in den Freizeitpark!“, verkündete der Schwarzhaarige indes mit froher Miene und stürzte damit den männlichen Teil der Anwesenden sofort in ein tiefes Loch, während Nami hingegen erfreut mit den Händen klatschte und hibbelig von einem Bein auf das andere sprang. Es dauerte nicht lange, bis sie zusammen mit Ace einen kleinen Freudentanz aufführte, der ungläubig von ihren Mitbewohnern beobachtet wurde. Zorro hatte es geahnt. Aufgrund dieser schockierenden Nachricht hielt er in der Küche für einen kleinen Augenblick inne, um sich nicht an Ort und Stelle übergeben zu müssen. Er fühlte sich, als ob man ihm einen schweren Granitblock in den Magen gesetzt hätte. Kurzerhand räumte er den kleinen Schnapsbecher zur Seite und hielt Ausschau nach einem größeren Gefäß. „Doch lieber ein Glas…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)